(1442.1) 131:0.1 WÄHREND des Aufenthaltes von Jesus, Gonod und Ganid in Alexandrien verwendete Ganid einen großen Teil seiner Zeit und eine nicht unerhebliche Geldsumme seines Vaters für eine Sammlung der Lehren der Weltreligionen über Gott und dessen Beziehungen zu den sterblichen Menschen. Ganid beschäftigte über sechzig gelehrte Übersetzer für die Erstellung dieser Zusammenfassung der religiösen Weltlehren über die Gottheiten. Und es sollte aus dieser Schrift klar hervorgehen, dass alle diese den Monotheismus darstellenden Lehren in hohem Maße direkt oder indirekt aus der Predigertätigkeit der Missio-nare Machiventa Melchisedeks stammten, die von ihrem Hauptquartier in Salem ausgezogen waren, um die Lehre des einen Gottes — des Allerhöchsten — bis ans Ende der Welt zu tragen.
(1442.2) 131:0.2 Es folgt nun eine Kurzfassung von Ganids Manuskript, das er in Alexandrien und Rom erstellt hatte und das in Indien nach seinem Tod über Jahrhunderte aufbewahrt wurde. Er sammelte dieses Material unter zehn Titeln wie folgt:
(1442.3) 131:1.1 Die Überreste der Unterweisungen der Schüler Melchisedeks waren, ausgenommen was in der jüdischen Religion davon weiterbestand, in den Lehren der Kyniker am besten erhalten. Ganids Auswahl umfasste Folgendes:
(1442.4) 131:1.2 „Gott ist zualleroberst, er ist der Allerhöchste im Himmel und auf Erden. Gott ist der vollkommen gewordene Kreis der Ewigkeit, und er herrscht über das Universum der Universen. Er allein hat Himmel und Erde erschaffen. Wenn er etwas verfügt, dann existiert es. Unser Gott ist einzig, und er ist voller Mitleid und Erbarmen. Alles, was hoch, heilig, wahr und schön ist, gleicht unserem Gott. Der Allerhöchste ist das Licht des Himmels und der Erde; er ist der Gott des Ostens, des Westens, des Nordens und des Südens.
(1442.5) 131:1.3 Sollte auch die Erde vergehen, so bliebe doch das strahlende Angesicht des Höchsten in Majestät und Herrlichkeit. Der Allerhöchste ist der erste und der letzte, der Beginn und das Ende von allem. Es gibt nur diesen einen Gott, und sein Name ist Wahrheit. Gott existiert aus sich selber heraus, und er kennt weder Zorn noch Hass; er ist unsterblich und unendlich. Unser Gott ist allmächtig und freigebig. Obwohl er viele Erscheinungsformen hat, verehren wir nur ihn selber. Gott kennt alles — unsere Geheimnisse und was wir aussprechen; er weiß auch, was jeder von uns verdient. Seine Macht erstreckt sich auf alle Dinge.
(1442.6) 131:1.4 Gott gibt den Frieden, und er ist ein treuer Beschützer all derer, die ihn fürchten und auf ihn vertrauen. Er rettet alle, die ihm dienen. Die ganze Schöpfung verdankt ihr Dasein der Macht des Allerhöchsten. Seine göttliche Liebe entspringt seiner heiligen Kraft und seine Zuneigung kommt aus seiner machtvollen Größe. Der Allerhöchste hat die Einheit von Körper und Seele bestimmt und dem Menschen seinen eigenen Geist verliehen. Was der Mensch tut, muss ein Ende nehmen, aber was der Schöpfer tut, dauert ewig. Wir erhalten Wissen durch menschliche Erfahrung, aber Weisheit wird uns aus der Betrachtung des Allerhöchsten zuteil.
(1443.1) 131:1.5 Gott schüttet den Regen auf die Erde aus, er lässt die Sonne über dem keimenden Getreide scheinen, und er gibt uns reiche Ernte der guten Dinge dieses Lebens und ewiges Heil in der zukünftigen Welt. Unser Gott hat große Macht; er heißt der Erhabene und sein Wesen ist unergründlich. Wenn ihr krank seid, dann ist es der Allerhöchste, der euch heilt. Gott ist voller Güte für alle Menschen; wir haben keinen dem Allerhöchsten vergleichbaren Freund. Seine Barmherzigkeit füllt alle Winkel, und seine Güte nimmt sich aller Seelen an. Der Allerhöchste ist unveränderlich; und er ist unser Helfer, so oft wir in Not sind. Wohin wir uns auch mit unseren Gebeten wenden, da ist das Angesicht des Allerhöchsten und das offene Ohr unseres Gottes. Ihr könnt euch vor den Menschen verstecken, aber nicht vor Gott. Gott ist nicht weit weg von uns; er ist allgegenwärtig. Gott erfüllt jeden Ort und lebt im Herzen des Menschen, der seinen heiligen Namen fürchtet. Die Schöpfung ist im Schöpfer, und der Schöpfer ist in seiner Schöpfung. Wir suchen den Allerhöchsten und finden ihn schließlich in unserem Herzen. Ihr geht auf die Suche nach einem teuren Freund und findet ihn dann in eurer Seele.
(1443.2) 131:1.6 Der, welcher Gott kennt, sieht alle Menschen als Gleichwertige; sie sind seine Brüder. Nichts als Überdruss ist die Belohnung der Selbstsüchtigen und derer, die sich um ihre Mitbrüder nicht kümmern. Diejenigen, die ihre Gefährten lieben und reinen Herzens sind, werden Gott sehen. Gott vergisst Aufrichtigkeit nie. Er wird die von Herzen Ehrlichen zur Wahrheit führen, denn Gott ist Wahrheit.
(1443.3) 131:1.7 Besiegt den Irrtum und überwindet das Üble in eurem Leben durch die Liebe der lebendigen Wahrheit. In allen euren Beziehungen mit den Menschen vergeltet Böses mit Gutem. Gott der Herr ist voller Erbarmen und Liebe, und er verzeiht. Wir wollen Gott lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Durch Gottes Liebe und dank seiner Barmherzigkeit werden wir gerettet werden. Arme und Reiche sind Brüder. Gott ist ihr Vater. Fügt nicht anderen Böses zu, das ihr selber nicht erfahren möchtet.
(1443.4) 131:1.8 Ruft seinen Namen zu jeder Zeit an, und in dem Maße, wie ihr an seinen Namen glaubt, wird euer Gebet erhört werden. Welch große Ehre ist es, den Allerhöchsten anzubeten! Alle Welten und die Universen verehren den Allerhöchsten. Und bei allen euren Gebeten sagt Dank — erhebt euch zur Anbetung. Betende Verehrung hält das Böse fern und verbietet die Sünde. Lasst uns den Namen des Allerhöchsten zu jeder Zeit loben! Der Mensch, der beim Allerhöchsten Zuflucht nimmt, verbirgt seine Unvollkommenheit vor dem Universum. Wenn ihr reinen Herzens vor Gott steht, werdet ihr der ganzen Schöpfung gegenüber furchtlos. Der Allerhöchste ist wie ein liebender Vater und eine liebende Mutter; er liebt uns, seine Kinder auf Erden, wahrhaftig. Unser Gott wird uns verzeihen und unsere Schritte auf die Pfade des Heils lenken. Er wird uns an der Hand nehmen und zu sich führen. Gott rettet die, welche auf ihn bauen; er zwingt die Menschen nicht, seinem Namen zu dienen.
(1443.5) 131:1.9 Wenn der Glaube an den Allerhöchsten in euer Herz eingezogen ist, werdet ihr alle Tage eures Lebens furchtlos verbringen. Ärgert euch nicht über das Gedeihen der Gottlosen; fürchtet euch nicht vor jenen, die Böses im Schilde führen; wendet eure Seele von der Sünde ab und setzt euer ganzes Vertrauen in den Gott des Heils. Die müde Seele der sterblichen Wanderer findet in den Armen des Allerhöchsten ewige Ruhe; den Weisen hungert nach göttlicher Umarmung; das Erdenkind sehnt sich nach der Sicherheit in den Armen des Universalen Vaters. Der edle Mensch trachtet nach jenem höheren Zustand, wo sich die Seele des Sterblichen mit dem Geist des Höchsten vermählt. Gott ist gerecht: Die Früchte, die unsere Pflanzungen auf dieser Welt nicht bringen, werden wir in der nächsten ernten.“
(1444.1) 131:2.1 Die Keniten Palästinas retteten vieles von den Lehren Melchisedeks, und aus ihren Aufzeichnungen — von den Juden überliefert und abgeändert — trafen Jesus und Ganid folgende Auswahll:
(1444.2) 131:2.2 „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde und alle darin enthaltenen Dinge. Und siehe, alles, was er schuf, war sehr gut. Der Herr ist Gott; es gibt keinen neben ihm im Himmel oben noch hienieden auf Erden. Deshalb sollt ihr den Herrn, euren Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft lieben. Die Erde soll voll des Wissens über den Herrn sein, wie das Meer voller Wasser ist. Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes, und das Firmament zeigt das Werk seiner Hände. Tag für Tag spricht das Wort, Nacht für Nacht tut sich das Wissen kund. Es gibt weder Rede noch Sprache, wo ihre Stimme nicht gehört wird. Das Werk des Herrn ist groß, und er hat alle Dinge mit Weisheit getan; die Größe des Herrn ist unerforschlich. Er kennt die Zahl der Sterne; er nennt sie bei ihren Namen.
(1444.3) 131:2.3 Die Macht des Herrn ist groß und sein Begreifen unendlich. Der Herr spricht: ‚So wie die Himmel höher sind als die Erde, sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken.‘ Gott offenbart die tiefen und geheimen Dinge, weil das Licht bei ihm wohnt. Der Herr ist barmherzig und gnädig; er ist langmütig und reich an Güte und Wahrheit. Der Herr ist gut und rechtschaffen; die Demütigen wird er einsichtsvoll leiten. Prüft und seht, wie gut der Herr ist! Gesegnet ist derjenige, der auf Gott vertraut. Gott ist unsere Zuflucht und unsere Stärke, eine sehr gegenwärtige Hilfe in Schwierigkeiten.
(1444.4) 131:2.4 Die Barmherzigkeit des Herrn ist für immer mit jenen, die Ehrfurcht haben vor ihm und seiner Gerechtigkeit, sogar bis hin zu ihren Kindeskindern. Der Herr ist gnädig und voller Mitleid. Der Herr ist zu allen gut, und sein liebevolles Erbarmen umfasst seine ganze Schöpfung; er heilt, die gebrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Wohin soll ich mich von Gottes Geist wenden? Wohin soll ich vor der göttlichen Gegenwart fliehen? So spricht der Hohe und Erhabene Einzige, der die Ewigkeit bewohnt und dessen Name Heilig ist: ‚Ich wohne am hohen und heiligen Ort, aber auch bei demjenigen, der ein reuiges Herz und einen demütigen Geist besitzt.‘ Keiner kann sich vor unserem Gott verbergen, denn er füllt Himmel und Erde. Die Himmel sollen froh sein, und die Erde freue sich. Und alle Nationen sollen sagen: ‚Der Herr herrscht.‘ Danket Gott, denn seine Gnade währet ewiglich.
(1444.5) 131:2.5 Die Himmel verkündigen Gottes Gerechtigkeit, und alle Völker haben seine Herrlichkeit gesehen. Gott hat uns erschaffen, nicht wir uns selber; wir sind sein Volk, die Schafe auf seiner Weide. Seine Barmherzigkeit ist ewig, und seine Wahrheit ist für alle Generationen gültig. Unser Gott herrscht über die Nationen. Die Erde sei von seiner Herrlichkeit erfüllt! O wollten doch die Menschen den Herrn loben für seine Güte und seine wunderbaren Geschenke an die Menschenkinder!
(1444.6) 131:2.6 Gott hat den Menschen etwas weniger als göttlich erschaffen und ihn mit Liebe und Barmherzigkeit gekrönt. Der Herr kennt das Tun der Rechtschaffenen, aber das Tun der Gottlosen soll untergehen. Die Ehrfurcht vor dem Herrn ist der Anfang der Weisheit; die Kenntnis des Höchsten ist Verstehen. Der allmächtige Gott spricht: ‚Wandle vor mir und sei vollkommen.‘ Vergesst nicht, dass Stolz vor Zerstörung kommt und Hochmut vor dem Fall. Derjenige, der seinen eigenen Geist in der Gewalt hat, ist mächtiger als derjenige, der eine Stadt erobert. So spricht Gott der Herr, der Heilige: ‚Wenn du zu deiner geistigen Ruhe zurückkehrst, sollst du gerettet werden; in der Stille und im Vertrauen soll deine Stärke liegen.‘ Diejenigen, die dem Herrn dienen, werden neue Kraft finden; sie werden sich auf Flügeln adlergleich erheben. Sie werden laufen und nicht müde werden; sie werden gehen und nicht ermatten. Der Herr wird euch eure Furcht abnehmen. Der Herr spricht: ‚Fürchtet euch nicht, denn ich bin bei euch. Seid unbeirrt, denn ich bin euer Gott. Ich werde euch stärken; ich werde euch helfen; ja. ich werde euch aufrecht halten mit der rechten Hand meiner Gerechtigkeit.‘
(1445.1) 131:2.7 Gott ist unser Vater; der Herr ist unser Erlöser. Gott hat die Heerscharen des Universums erschaffen, und er beschützt sie alle. Seine Gerechtigkeit ist wie die Berge und sein Ratschluss wie das tiefe Meer. Er lässt uns aus dem Fluss seiner Freuden trinken, und in seinem Licht wird uns Erleuchtung zuteil werden. Es ist gut, dem Herrn zu danken und dem Allerhöchsten Loblieder zu singen; am Morgen Herzensgüte zu zeigen und Gottvertrauen an jedem Abend. Das Königreich Gottes ist ein ewiges Königreich, und seine Herrschaft hat durch alle Generationen Bestand. Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln. Er lässt mich lagern auf grünen Auen; er führt mich an stille Wasser. Er macht meine Seele gesund. Er führt mich auf den Pfaden der Rechtschaffenheit. Und sollte ich auch durch das Schattental des Todes wandern, so fürchte ich mich doch vor keinem Übel, denn Gott ist bei mir. Ich bin sicher, dass Güte und Barmherzigkeit mich alle Tage meines Lebens begleiten werden, und für immer werde ich im Hause des Herrn wohnen.
(1445.2) 131:2.8 Jahve ist der Gott meiner Rettung; deshalb will ich mein Vertrauen in seinen göttlichen Namen setzen. Ich will von ganzem Herzen auf den Herrn bauen; ich will mich nicht auf mein eigenes Begreifen verlassen. In jeder Weise will ich mich zu ihm bekennen, und er wird meine Schritte lenken. Der Herr ist treu; er hält sein Wort denen gegenüber, die ihm dienen; die Gerechten werden durch seine Treue leben. Wenn ihr Unrecht tut, dann weil die Sünde vor eurer Tür liegt; die Menschen ernten das Böse, das sie eingepflügt, und die Sünde, die sie gesät haben. Ärgert euch nicht über die Übeltäter. Wenn ihr in eurem Herzen Frevlerisches erwägt, wird euch Gott nicht erhören; wenn ihr gegen Gott sündigt, schadet ihr auch eurer eigenen Seele. Gott wird über eines jeden Menschen Werk mit allem Verborgenen, sei es gut oder böse, richten. Wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er.
(1445.3) 131:2.9 Der Herr ist bei allen, die ihn in Aufrichtigkeit und Wahrheit anrufen. Man weint vielleicht eine Nacht lang, aber die Freude kommt mit dem Morgen. Ein fröhliches Herz tut gut wie eine Medizin. Gott wird denen, die ihren Weg rechtschaffen gehen, keine guten Dinge vorenthalten. Fürchte Gott und halte seine Gebote, denn das ist die ganze Pflicht des Menschen. So spricht der Herr, der die Himmel schuf und die Erde gestaltete: ‚Neben mir, einem gerechten Gott und Retter, gibt es keinen anderen Gott. Von allen Enden der Erde schaut auf mich und seid errettet! Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden, so ihr von ganzem Herzen nach mir forscht.‘ Die Sanftmütigen werden die Erde erben und sich des Friedens in Fülle erfreuen. Wer immer Unrecht sät, soll Unglück ernten; jene, die Wind säen, sollen Sturm ernten.
(1445.4) 131:2.10 ‚Kommt jetzt, und lasst uns vernünftig miteinander reden‘, spricht der Herr. ‚Wären eure Sünden auch scharlachrot, sie sollen weiß werden wie Schnee. Wären sie karminrot, sie sollen werden wie Wolle.‘ Aber es gibt keinen Frieden für die Gottlosen; eure eigenen Sünden sind es, die die guten Dinge von euch ferngehalten haben. Gott ist das Wohl meiner Gemütsruhe und die Freude meiner Seele. Der ewige Gott ist meine Kraft; er ist unsere Wohnstätte, und seine ewigen Arme tragen uns. Der Herr ist denen nahe, die gebrochenen Herzens sind; er rettet alle, die ein kindliches Gemüt haben. Der rechtschaffene Mensch leidet viel Ungemach, aber der Herr befreit ihn von allem. Befehlt eure Wege dem Herrn — vertraut ihm — und er wird alles zu einem guten Ende führen. Wer sich am geheimen Ort des Allerhöchsten aufhält, soll unter dem Schutz des Allmächtigen wohnen.
(1445.5) 131:2.11 Liebe deinen Nächsten wie dich selber; hege gegen niemanden Groll. Was auch immer du verabscheust, füge es niemandem zu. Liebe deinen Bruder, denn der Herr hat gesagt: ‚Ich will meine Kinder rückhaltlos lieben.‘ Der Pfad des Gerechten ist ein Licht, das immer heller scheint, bis es vollkommener Tag geworden ist. Die Weisen sollen für immer leuchten wie das helle Firmament, und wie die Sterne jene, die viele zur Rechtschaffenheit führen. Der Gottlose soll seinen üblen Weg verlassen und der Unredliche seine aufrührerischen Gedanken. Der Herr spricht: ‚Sie sollen zu mir zurückkehren, und ich werde mich ihrer erbarmen; ich werde reichlich vergeben.‘
(1446.1) 131:2.12 So spricht Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde: ‚Diejenigen, die mein Gesetz lieben, haben großen Frieden. Meine Gebote sind: Du sollst mich von ganzem Herzen lieben; du sollst keine Götter haben neben mir; du sollst meinen Namen nicht missbrauchen; du sollst den Sabbattag heilig halten; ehre deinen Vater und deine Mutter; du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis ablegen; du sollst nicht anderer Gut begehren.‘
(1446.2) 131:2.13 Und zu jenen, die den Herrn über alles lieben und ihre Mitmenschen wie sich selber, spricht der Gott des Himmels: ‚Ich werde euch vom Grab loskaufen; ich werde euch vom Tod erlösen. Ich werde barmherzig und gerecht sein zu euren Kindern. Habe ich nicht von meinen Geschöpfen auf Erden gesagt: ‚Ihr seid die Söhne des lebendigen Gottes‘? Und habe ich euch nicht mit ewig währender Liebe geliebt? Habe ich euch nicht aufgerufen, mir zu gleichen und für immer mit mir im Paradies zu wohnen?‘“
(1446.3) 131:3.1 Ganid entdeckte mit Betroffenheit, wie nahe der Buddhismus einer großen und schönen Religion ohne Gott kam, ohne eine persönliche und universale Gottheit. Er fand indessen Aufzeichnungen gewisser religiöser Anschauungen früherer Bekenntnisse, die etwas vom Einfluss der Lehren der Sendboten Melchisedeks widerspiegelten, die ihre Arbeit in Indien sogar bis zu Buddhas Zeiten weiterverfolgt hatten. Jesus und Ganid sammelten die folgenden Zeugnisse aus der buddhistischen Literatur:
(1446.4) 131:3.2 „Aus einem reinen Herzen wird Heiterkeit zum Unendlichen aufsteigen; mein ganzes Wesen soll in dieser überirdischen Glückseligkeit Frieden finden. Meine Seele ist mit Zufriedenheit erfüllt, und friedvolles Vertrauen lässt mein Herz vor Seligkeit überfließen. Ich kenne keine Furcht; ich bin frei von Angst. Ich lebe in Sicherheit, und meine Feinde können mich nicht aus der Fassung bringen. Ich bin zufrieden mit den Früchten meines Vertrauens. Ich habe den Zugang zum Unsterblichen leicht gefunden. Ich bete um den Glauben, dass er mich auf der langen Reise stütze; ich weiß, dass der aus dem Jenseits stammende Glaube mir nicht mangeln wird. Ich weiß, dass meine Brüder gedeihen werden, wenn der Glaube des Unsterblichen sie durchdringt, eben der Glaube, der Bescheidenheit, Geradheit, Weisheit, Mut, Wissen und Ausdauer hervorbringt. Lassen wir das Leid fahren und schütteln wir die Angst ab. Bemächtigen wir uns durch den Glauben der wahren Rechtschaffenheit und der echten Männlichkeit. Lernen wir, über Gerechtigkeit und Barmherzigkeit nachzusinnen. Der Glaube ist der wahre Reichtum des Menschen; er schenkt uns Tugend und Ruhm.
(1446.5) 131:3.3 Unredlichkeit ist nichtswürdig, Sünde verachtenswert. Das Üble ist erniedrigend, sowohl in Gedanken als auch in die Tat umgesetzt. Schmerz und Leid folgen auf dem Pfad des Übels wie Staub dem Wind. Glück und Seelenruhe folgen reinen Gedanken und tugendhaftem Lebenswandel wie der Schatten der Substanz materieller Dinge. Das Üble ist die Frucht des in falsche Bahnen gelenkten Denkens. Es ist schlecht, dort Sünde zu sehen, wo keine vorhanden ist, und keine Sünde zu sehen, wo Sünde ist. Das Üble ist der Pfad falscher Lehren. Diejenigen, die das Üble vermeiden, indem sie die Dinge so sehen, wie sie sind, werden frohen Sinnes, da sie die Wahrheit annehmen. Macht eurem Elend ein Ende, indem ihr die Sünde verabscheut. Wenn ihr zu dem Erhabenen aufschaut, dann wendet euch mit ganzem Herzen von der Sünde ab. Rechtfertigt euch nicht für Böses, entschuldigt euch nicht für Sünde. Durch euer Bemühen, vergangene Sünden wieder gutzumachen, erlangt ihr die Kraft, in Zukunft solchen Neigungen zu widerstehen. Beherrschung entsteht aus Reue. Lasst vor dem Erhabenen nicht einen einzigen Fehler uneingestanden.
(1447.1) 131:3.4 Heiterkeit und Freude sind die Belohnung guter und zum Ruhm des Unsterblichen ausgeführter Taten. Niemand kann dich der Freiheit deiner eigenen Meinung berauben. Wenn der Glaube deiner Religion dein Herz befreit hat, wenn dein Sinn gleich einem Berg gefestigt und unverrückbar geworden ist, dann wird der Friede der Seele ruhig fließen wie die Wasser eines Stroms. All jene, die der Rettung sicher sind, sind für immer frei von sinnlicher Begierde, Neid, Hass und von der Verblendung des Reichtums. Obzwar der Glaube die Kraft des besseren Lebens ist, musst du trotzdem mit Beharrlichkeit an deiner eigenen Rettung arbeiten. Wenn du deiner endgültigen Rettung sicher sein willst, dann sorge dafür, dass du aufrichtig alle Gebote der Rechtschaffenheit zu erfüllen trachtest. Pflege die Gewissheit des Herzens, die aus dem Inneren entspringt, und gelange dadurch dazu, die Glückseligkeit ewigen Heils zu genießen.
(1447.2) 131:3.5 Kein religiöser Mensch, der fortfährt, faul, geistig träge, schwach, müßig, schamlos und selbstsüchtig zu sein, kann hoffen, die Erleuchtung unsterblicher Weisheit zu erlangen. Aber wer achtsam, besonnen, überlegt, inbrünstig und ernst ist, kann — sogar während er noch auf Erden lebt — zur höchsten Erleuchtung durch den Frieden und die Freiheit göttlicher Weisheit gelangen. Bedenkt, dass jede Handlung ihre Belohnung erhalten wird. Aus dem Übel geht Leid hervor, und Sünde endet im Schmerz. Freude und Glück sind das Ergebnis eines guten Lebens. Sogar dem Übeltäter ist eine Zeit der Gnade zugemessen, bevor seine schlechten Taten voll herangereift sind, aber am Ende ist die gesamte Ernte der Missetaten unabwendbar. Niemand soll leichtfertig über die Sünde denken und in seinem Inneren sagen: ‚Die Strafe für mein übles Tun wird mir fernbleiben.‘ Was ihr tut, das wird auch euch widerfahren nach dem Ratschluss der Weisheit. Unrecht, das ihr euren Mitmenschen angetan habt, wird auf euch zurückfallen. Das Geschöpf kann den Folgen seiner Taten nicht entrinnen.
(1447.3) 131:3.6 Der Törichte hat insgeheim gesagt: ‚Das Übel wird mich nicht überfallen‘; aber man findet Sicherheit nur, wenn die Seele nach Kritik verlangt und der Verstand Weisheit sucht. Der weise Mensch ist eine edle Seele, die freundlich bleibt inmitten ihrer Feinde, ruhig unter den Ungestümen und freigebig unter den Habgierigen. Eigenliebe ist wie Unkraut in einem guten Feld. Selbstsucht führt zu Kummer; ständige Sorge tötet. Ein gezügelter Verstand bringt Glück hervor. Der größte Kriegsheld ist derjenige, der sich selbst besiegt und unterwirft. Zurückhaltung in allen Dingen ist gut. Nur wer sich an die Tugend hält und seiner Pflicht genügt, ist ein hoch stehender Mensch. Erlaubt weder Zorn noch Hass, euch zu beherrschen. Sprecht über niemanden harte Worte. Die Genügsamkeit ist der größte Reichtum. Was man weise gibt, ist gut aufgehoben. Tue nicht anderen an, was du nicht möchtest, dass man es dir antue. Zahle Böses mit Gutem zurück; besiege das Böse durch das Gute.
(1447.4) 131:3.7 Eine lautere Seele ist wünschenswerter als die Herrschaft über die ganze Erde. Unsterblichkeit ist das Ziel der Aufrichtigkeit, der Tod steht am Ende eines gedankenlosen Lebens. Die Ernsthaften sterben nicht; die Gedankenlosen sind bereits tot. Gesegnet sind diejenigen, die den todlosen Zustand schauen. Die, welche die Lebenden quälen, werden nach dem Tod kaum glücklich sein. Die Selbstlosen gehen in den Himmel, wo sie sich der Seligkeit unendlicher Großzügigkeit erfreuen und ihre edle Hochherzigkeit weiterhin zunimmt. Jeder Sterbliche, dessen Gedanken rechtschaffen und dessen Worte edel sind und der selbstlos handelt, wird sich nicht nur hier während dieses kurzen Lebens der Tugend erfreuen, sondern auch nach der Auflösung des Körpers fortfahren, sich der Seligkeit des Himmels zu erfreuen.“
(1447.5) 131:4.1 Wohin auch immer die Abgesandten Melchisedeks reisten, brachten sie die Lehren von dem einen Gott mit. Vieles von dieser monotheistischen Lehre wurde zusammen mit anderen und älteren Anschauungen den späteren Lehren des Hinduismus einverleibt. Jesus und Ganid machten die folgenden Auszüge:
(1448.1) 131:4.2 „Er ist der große Gott, in jedem Sinn der höchste. Er ist der Herr, der alle Dinge in sich schließt. Er ist der Schöpfer und Gebieter des Universums der Universen. Gott ist ein Gott; er ist allein und durch sich selbst; er ist der Einzige. Und dieser eine Gott ist unser Schöpfer und das Endziel der Seele. Der Glanz des Höchsten ist unbeschreiblich; er ist das Licht allen Lichtes. Jedes Herz und jede Welt wird durch dieses göttliche Licht erleuchtet. Gott ist unser Beschützer — er steht seinen Geschöpfen zur Seite — und die, welche ihn kennen lernen, werden unsterblich. Gott ist die große Energiequelle; er ist die große Seele. Er übt über alles eine universale Herrschaft aus. Dieser eine Gott ist voller Liebe, herrlich und anbetungswürdig. Unser Gott ist allmächtig und bewohnt den allerhöchsten Ort. Diese wahre Person ist ewig und göttlich; er ist der allererste Herr des Himmels. Alle Propheten haben ihn gefeiert, und er hat sich uns offenbart. Wir beten ihn an. O Höchste Person, Ursprung aller Wesen, Herr der Schöpfung und Beherrscher des Universums, offenbare uns, deinen Geschöpfen, die Macht, dank welcher du immanent bleibst! Gott hat die Sonne und die Sterne geschaffen; er ist strahlend, rein und existiert durch sich selber. Sein ewiges Wissen ist göttlich weise. Das Böse kann keinen Eingang in den Ewigen finden. Da das Universum aus Gott entsprungen ist, regiert er es angemessen. Er ist die Ursache der Schöpfung, und deshalb sind alle Dinge in ihm aufgehoben.
(1448.2) 131:4.3 Gott ist der sichere Zufluchtsort für jeden guten Menschen, der sich in Not befindet; der Unsterbliche kümmert sich um die ganze Menschheit. Gott rettet mit kräftigem Arm und seine Freundlichkeit ist gnadenreich. Er ist ein liebevoller Beschützer, ein gesegneter Verteidiger. Der Herr spricht: ‚Ich wohne in ihren Seelen als eine Lampe der Weisheit. Ich bin die Pracht der Prächtigen und die Güte der Guten. Wo zwei oder drei zusammenkommen, da bin auch ich zugegen.‘ Das Geschöpf kann der Gegenwart des Schöpfers nicht entrinnen. Der Herr zählt sogar die unaufhörlichen Lidschläge jedes Sterblichen; und wir verehren dieses göttliche Wesen als unseren unzertrennlichen Weggefährten. Er ist allmächtig, voller Güte, allgegenwärtig und unendlich freundlich. Der Herr ist unser Gebieter, unsere Zuflucht und höchster Lenker, und sein Urgeist bewohnt die sterbliche Seele. Der Ewige Zeuge von Laster und Tugend wohnt im Menschenherzen. Lasst uns lange über den anbetungswürdigen und göttlichen Lebensspender nachsinnen; sein Geist lenke unsere Gedanken ganz und gar. Führe uns aus dieser unwirklichen in die wirkliche Welt! Aus der Dunkelheit führe uns ins Licht! Aus dem Tod leite uns zur Unsterblichkeit!
(1448.3) 131:4.4 Mit Herzen, aus denen aller Hass verbannt ist, lasst uns den Ewigen anbeten! Unser Gott ist der Herr des Gebets; er hört den Ruf seiner Kinder. Alle Menschen sollen ihren Willen ihm, dem Entschlossenen, unterordnen. Lasst uns selig sein in der Freigebigkeit des Herrn der Gebete. Macht das Gebet zu eurer innigsten Freundin und betet den Erhalter eurer Seele an. ‚Wenn ihr mich nur in Liebe anbeten wollt‘, spricht der Ewige, ‚will ich euch die Weisheit schenken, denn, mich zu verehren, ist die allen Geschöpfen gemeinsame Tugend.‘ Gott ist der Lichtbringer für die Trübsinnigen und die Kraft der Ermatteten. Da Gott unser starker Freund ist, haben wir keine Furcht mehr. Wir loben den Namen des nie besiegten Eroberers. Wir verehren ihn, weil er der treue und ewige Helfer des Menschen ist. Gott ist unser sicherer und unfehlbarer Führer. Er ist der große Urheber von Himmel und Erde und besitzt unbegrenzte Kraft und unendliche Weisheit. Seine Herrlichkeit ist erhaben und seine Schönheit göttlich. Er ist die höchste Zuflucht des Universums und der unveränderliche Hüter des ewigen Gesetzes: Unser Gott ist der Gott des Lebens und der Tröster aller Menschen; er liebt die Menschheit und hilft den Unglücklichen. Er ist unser Lebensspender und der Gute Hirte der menschlichen Herden. Gott ist unser Vater, Bruder und Freund. Und wir sehnen uns danach, diesen Gott in unserem Inneren zu kennen.
(1448.4) 131:4.5 Die Sehnsucht unserer Herzen hat uns gelehrt, Glauben zu erwerben. Durch die Bändigung unserer Sinne haben wir Weisheit erlangt, und durch die Weisheit haben wir den Frieden im Allerhöchsten erfahren. Wer ganz aus dem Glauben lebt, betet wahrhaftig an, wenn sein inneres Selbst in Gott versenkt ist. Unser Gott trägt die Himmel wie einen Mantel; er bewohnt auch die anderen sechs weit ausgedehnten Universen. Er ist der Höchste über allem und in allem. Wir erflehen Vergebung vom Herrn für alle unsere Verfehlungen gegenüber unseren Mitmenschen; und wir möchten unserem Freund das gegen uns begangene Unrecht nachsehen. Unser Geist verabscheut alles Üble; befreie uns deshalb, o Herr, von jeder Spur von Sünde. Wir beten zu Gott als Tröster, Beschützer und Retter — zu einem, der uns liebt.
(1449.1) 131:4.6 Der Geist des Erhalters des Universums tritt in die Seele des einfachen Geschöpfes ein. Derjenige ist weise, der den Einen Gott anbetet. Wer nach Vollendung strebt, muss wahrlich den Höchsten Herrn kennen. Wer die beseligende Sicherheit des Höchsten kennt, fürchtet sich nie, denn der Höchste spricht zu denen, die ihm dienen: ‚Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.‘ Der Gott der Vorsehung ist unser Vater. Gott ist die Wahrheit. Und der Wunsch des Vaters ist es, dass seine Geschöpfe ihn begreifen — zur vollen Wahrheit gelangen. Die Wahrheit ist ewig; sie trägt das Universum. Unser höchstes Verlangen soll die Vereinigung mit dem Höchsten sein. Der Große Lenker bringt alle Dinge hervor — alles entwickelt sich aus ihm. Und dies ist unsere ganze Pflicht: Niemand tue einem anderen an, wovor er selber Abscheu hat; enthaltet euch aller Bosheit, schlagt den nicht, der euch schlägt, besiegt Zorn mit Barmherzigkeit und überwindet Hass durch Wohlwollen. Und das alles sollten wir tun, weil Gott ein lieber Freund und gnädiger Vater ist, der uns alle unsere irdischen Vergehen vergibt.
(1449.2) 131:4.7 Gott ist unser Vater, die Erde unsere Mutter, und das Universum unsere Geburtsstätte. Ohne Gott ist die Seele eine Gefangene; Gott zu kennen befreit die Seele. Das Nachsinnen über Gott, die Vereinigung mit ihm, bringt Erlösung von dem Blendwerk des Bösen und endgültige Befreiung von allen materiellen Fesseln. Wenn der Mensch den Raum wie ein Stück Leder zusammenrollt, dann kommt das Ende des Übels, weil der Mensch Gott gefunden hat. O Gott, rette uns vor dem dreifachen Verderben der Hölle — vor Begierde, Zorn und Geiz! O Seele, rüste dich für den geistigen Kampf der Unsterblichkeit! Wenn das Ende des sterblichen Lebens kommt, dann zögere nicht, diesen Körper für eine passendere und schönere Gestalt zu verlassen und im Reich des Höchsten und Unsterblichen zu erwachen, wo es weder Furcht noch Leid, Hunger, Durst oder Tod gibt. Gott kennen, heißt die Stricke des Todes zu zerreißen. Die Seele, die Gott kennt, steigt im Universum auf, wie die Sahne auf der Milch erscheint. Wir verehren Gott, den Urheber von allem, die Große Seele, der immer im Herzen seiner Geschöpfe wohnt. Und die, welche wissen, dass Gott seinen Sitz im menschlichen Herzen hat, sind dazu bestimmt, zu werden wie er — unsterblich. Das Üble muss in dieser Welt zurückgelassen werden, aber die Tugend folgt der Seele in den Himmel.
(1449.3) 131:4.8 Nur die Gottlosen sagen: ‚Es gibt weder Wahrheit noch einen Herrscher im Universum; dieses wurde nur für unsere Begierden geschaffen.‘ Solche Seelen werden durch die Kleinheit ihres Verstandes in die Irre geführt. So geben sie sich ihren Begierden hin und berauben ihre Seelen der Freuden der Tugend und der Rechtschaffenheit. Was kann größer sein, als die Errettung von Sünde zu erfahren? Der Mensch, der den Höchsten gesehen hat, ist unsterblich. Des Menschen körperliche Freunde können den Tod nicht überleben; die Tugend allein geht an der Seite des Menschen weiter auf seiner langen Reise zu den heiteren und sonnigen Gefilden des Paradieses.“
(1449.4) 131:5.1 Zoroaster stand selber in direktem Kontakt mit den Nachkommen der ersten Sendboten Melchisedeks, und deren Doktrin des Einen Gottes wurde zu einer zentralen Lehre der Religion, die er in Persien begründete. Abgesehen vom Judaismus enthielt keine Religion jener Tage mehr von den Lehren Salems. Den Schriften dieser Religion entnahm Ganid die folgenden Auszüge:
(1450.1) 131:5.2 „Alle Dinge kommen von Ihm und gehören Ihm, dem allweisen, guten, gerechten, heiligen, strahlenden und ruhmreichen Einen Gott. Dieser unser Gott ist die Quelle alles Lichts. Er ist der Schöpfer, der Gott aller guten Zielsetzungen und der Schirmherr der Gerechtigkeit im Universum. Die weise Art zu leben besteht darin, in Übereinstimmung mit dem Geist der Wahrheit zu handeln. Gott sieht alles, sowohl die Übeltaten der Gottlosen als auch die guten Werke der Rechtschaffenen; unser Gott beobachtet alles mit einem blitzschnellen Blick. Wen er berührt, der ist geheilt. Der Herr ist ein allmächtiger Wohltäter. Gott streckt seine gütige Hand nach dem Rechtschaffenen ebenso wie nach dem Verruchten aus. Gott schuf die Welt und setzte die Belohnungen für das Gute und das Böse fest. Der allweise Gott hat den frommen Seelen, deren Gedanken rein und deren Handlungen rechtschaffen sind, die Unsterblichkeit versprochen. Ihr werdet so sein, wie ihr es zutiefst ersehnt. Die Weisheit ist für die, welche Gott im Universum erkennen, wie Sonnenlicht.
(1450.2) 131:5.3 Preiset Gott, indem ihr Ihn, den Einzigen Weisen, zu erfreuen sucht. Verehret den Gott des Lichts, indem ihr fröhlich auf den vorgeschriebenen Pfaden seiner offenbarten Religion wandert. Es gibt nur einen Allerhöchsten Gott, den Herrn des Lichts. Ihn, der Wasser, Pflanzen, Tiere, Erde und Himmel schuf, beten wir an. Unser Gott ist ein überaus wohltätiger Herr. Wir verehren den über alles schönen und großzügigen Unsterblichen, dem das ewige Licht eigen ist. Gott ist am weitesten von uns entfernt und uns zugleich am nächsten, da er in unserer Seele wohnt. Er ist der allerheiligste göttliche Geist des Paradieses, und doch ist er freundlicher zu den Menschen als das liebenswürdigste aller Geschöpfe. Gott ist uns sehr behilflich in der größten aller Aufgaben: ihn zu kennen. Gott ist unser über alles anbetungswürdiger und rechtschaffener Freund; er ist unsere Weisheit und unser Leben und die Kraft der Seele und des Körpers. Wenn wir redlich denken, wird uns der weise Schöpfer befähigen, nach seinem Willen zu handeln und dadurch zur Verwirklichung von allem zu gelangen, was göttlich vollkommen ist.
(1450.3) 131:5.4 Herr, lehre uns, dieses irdische Leben zu leben und uns zugleich auf das folgende geistige Leben vorzubereiten. Rede zu uns, Herr, und wir werden tun, was du von uns verlangst. Weise uns die guten Wege, und wir werden nicht fehlgehen. Vergönne uns, zur Vereinigung mit dir zu gelangen. Wir wissen, dass die Religion, die zur Harmonie mit der Rechtschaffenheit führt, die richtige ist. Gott ist unsere weise Natur, unser bester Gedanke und unsere tugendhafte Tat. Möge Gott uns die Vereinigung mit dem göttlichen Geist und die Unsterblichkeit in ihm gewähren!
(1450.4) 131:5.5 Diese Religion des Allwissenden reinigt den Gläubigen von jedem schlechten Gedanken und jeder sündigen Handlung. Reuig verneige ich mich vor dem himmlischen Gott, sollte ich ihn — vorsätzlich oder unabsichtlich — in Gedanken, Worten oder Taten beleidigt haben, und bete zu ihm um Barmherzigkeit und lobpreise ihn für Vergebung. Wenn ich Beichte ablege und mir dabei vornehme, Übles fortan zu unterlassen, weiß ich, dass die Sünde von meiner Seele genommen wird. Ich weiß, dass die Vergebung die Fesseln der Sünde löst. Die Übeltäter werden bestraft werden, aber jene, die der Wahrheit nachfolgen, werden sich der Glückseligkeit ewigen Heils erfreuen. Ergreife Besitz von uns durch deine Gnade und spende unseren Seelen rettende Kraft! Wir flehen um Barmherzigkeit, weil wir nach Vollkommenheit streben; wir möchten gottähnlich werden.“
(1450.5) 131:6.1 Die dritte Gruppe von Gläubigen, die die Lehre vom Einen Gott — das, was von Melchisedeks Unterweisungen weiterlebte — in Indien bewahrte, war in jenen Tagen als die Suduanisten bekannt, und später als die Anhänger des Jainismus. Sie lehrten:
(1450.6) 131:6.2 „Der Herr des Himmels steht über allem. Wer sündigt, wird nicht zum Himmel aufsteigen, aber jene, die auf den Pfaden der Rechtschaffenheit wandeln, werden einen Platz im Himmel finden. Wir sind des Lebens nach dem Tod sicher, wenn wir die Wahrheit kennen. Die menschliche Seele vermag zum höchsten Himmel aufzusteigen, um dort ihr wahres geistiges Wesen zu entfalten und zur Vollkommenheit zu gelangen. Der himmlische Zustand erlöst den Menschen von den Fesseln der Sünde und eröffnet ihm die endgültige Glückseligkeit; der Aufrechte hat das Ende der Sünde und allen damit verbundenen Elends bereits erfahren. Das Ich ist des Menschen unüberwindlicher Widersacher, und es tritt als die vier größten menschlichen Leidenschaften in Erscheinung: Zorn, Stolz, Täuschung und Habgier. Des Menschen größter Sieg ist die Eroberung seiner selbst. Wenn er sich an Gott um Vergebung wendet, und wenn er sich mutig eine derartige Freiheit herausnimmt, fällt damit die Furcht von ihm ab. Der Mensch sollte auf seinem Lebensweg seine Mitmenschen so behandeln, wie er es für sich selber wünschte.“
(1451.1) 131:7.1 Erst vor kurzem waren die Handschriften dieser fernöstlichen Religion der Bibliothek von Alexandria einverleibt worden. Es war die einzige Weltreligion, von der Ganid nie gehört hatte. Auch dieser Glaube enthielt Überreste der früheren Lehren Melchisedeks, wie aus den folgenden Auszügen ersichtlich ist:
(1451.2) 131:7.2 „So spricht der Herr: ‚Ihr alle seid Empfänger meiner göttlichen Kraft; allen Menschen kommt meine Barmherzigkeit zugute. Ich habe große Freude an der Zunahme rechtschaffener Menschen im Land. In der Schönheit der Natur ebenso wie in den menschlichen Tugenden sucht der Himmelsfürst sich zu offenbaren und sein gerechtes Wesen kundzutun. Da die alten Völker meinen Namen nicht kannten, gab ich mich ihnen dadurch zu erkennen, dass ich in der Welt als sichtbares Wesen geboren wurde, und ertrug solche Erniedrigung, damit die Menschen meinen Namen nicht vergäßen. Ich habe Himmel und Erde erschaffen; Sonne, Mond und alle Gestirne gehorchen meinem Willen. Ich bin der Herrscher über alle Geschöpfe zu Land und in den vier Meeren. Obwohl ich groß und erhaben bin, achte ich doch auf das Gebet des ärmsten Menschen. Wenn ein Geschöpf mich anbeten will, werde ich sein Gebet erhören und dem Wunsch seines Herzens stattgeben.‘
(1451.3) 131:7.3 ‚Jedes Mal, wenn ein Mensch der Furcht erliegt, entfernt er sich einen Schritt von der Führung durch den Geist in seinem Herzen.‘ Der Stolz verdunkelt Gott. Trachtet ihr nach der Hilfe des Himmels, dann legt euren Stolz ab; die geringste Anwandlung von Stolz schiebt sich wie eine große Wolke vor das rettende Licht. Wenn es in eurem Inneren nicht stimmt, ist es nutzlos, um das, was außerhalb ist, zu bitten. ‚Ich erhöre eure Gebete nur, wenn ihr reinen Herzens vor mich tretet, frei von Falschheit und Heuchelei, und mit einer Seele, die die Wahrheit wie ein Spiegel wiedergibt. Wollt ihr die Unsterblichkeit gewinnen, dann entsagt der Welt und kommt zu mir.‘“
(1451.4) 131:8.1 Melchisedeks Sendboten drangen bis tief nach China hinein, und die Doktrin vom Einen Gott wurde ein Teil der frühen Lehre mehrerer chinesischer Religionen. Die Religion, die sich am längsten hielt und am meisten monotheistische Wahrheit enthielt, war der Taoismus, und Ganid trug aus den Lehren ihres Gründers das Folgende zusammen:
(1451.5) 131:8.2 „Wie rein und gelassen ist der Allerhöchste, und doch wie kraftvoll und mächtig, wie tief und unergründlich! Dieser Gott des Himmels ist der verehrte Ahnherr aller Dinge. Wenn ihr den Ewigen kennt, seid ihr erleuchtet und weise. Kennt ihr ihn aber nicht, dann äußert sich die Unwissenheit als Übel, und die Leidenschaften der Sünde erwachen. Dieses wunderbare Wesen existierte, bevor es Himmel und Erde gab. Gott ist wahrhaft geistig; er steht unerreicht da und ändert sich nicht. Er ist tatsächlich die Mutter der Welt, und die ganze Schöpfung dreht sich um ihn. Dieser Große gibt sich den Menschen und befähigt sie dadurch, sich auszuzeichnen und fortzuleben. Wenn einer auch nur ein ganz geringes Wissen besitzt, kann er trotzdem auf den Wegen des Allerhöchsten schreiten; er kann sich dem himmlischen Willen anpassen.
(1452.1) 131:8.3 Alle wahrhaft dienlichen guten Werke kommen vom Allerhöchsten. Alles hängt von der großen Quelle des Lebens ab. Der Große Allerhöchste verlangt keine Anerkennung für seine Gaben. Obschon er allmächtig ist, bleibt er unseren Blicken verborgen. Ohne Unterlass wandelt er seine Eigenschaften, während er seine Geschöpfe vervollkommnet. Die himmlische Vernunft ist langsam und geduldig in ihren Vorhaben, aber sicher, ihre Ziele zu erreichen. Der Höchste breitet sich über das ganze Universum aus und hält es in Gang. Wie groß und mächtig sind sein überströmender Einfluss und seine Anziehungskraft! Gleich dem Wasser ist wahre Güte für alles ein Segen und schadet niemandem. Und wie das Wasser sucht die wahre Güte die niedrigsten Orte auf, sogar Ebenen, die andere meiden, weil die Güte dem Höchsten verwandt ist. Der Höchste erschafft alle Dinge, hegt ihre Natur und vervollkommnet sie im Geiste. Und es ist ein tiefes Geheimnis, wie der Höchste das Geschöpf aufzieht, beschützt und vervollkommnet, ohne es doch zu zwingen. Er führt und lenkt, aber ohne seinen Anspruch geltend zu machen. Er unterstützt die Weiterentwicklung, ohne zu gebieten.
(1452.2) 131:8.4 Der Weise lässt sein Herz universal werden. Ein geringes Wissen ist eine gefährliche Sache. Wer sich nach Großem sehnt, muss lernen, bescheiden zu werden. In der Schöpfung ist der Höchste zur Mutter der Welt geworden. Seine Mutter zu kennen, heißt bejahen, dass man ihr Sohn ist. Wer alle Teile vom Gesichtspunkt des Ganzen aus betrachtet, ist ein weiser Mann. Verhaltet euch jedem Menschen gegenüber so, als wäret ihr an seiner Stelle. Vergeltet Kränkung mit Freundlichkeit. Wenn ihr die Menschen liebt, werden sie zu euch kommen — ihr werdet sie mühelos gewinnen.
(1452.3) 131:8.5 Der Große Allerhöchste durchdringt alles; er ist zur Linken und zur Rechten; er trägt die ganze Schöpfung und wohnt allen wahrheitsliebenden Wesen inne. Ihr könnt den Höchsten nicht finden, aber ihr könnt nirgendwohin gehen, wo er nicht ist. Wenn ein Mensch sich der Schlechtigkeit seines Tuns bewusst wird und die Sünde von Herzen bereut, dann kann er um Vergebung bitten, der Strafe entgehen und das Unglück in Segen verwandeln. Der Höchste ist der sichere Zufluchtsort der ganzen Schöpfung; er ist der Hüter und Erretter der Menschheit. Wenn ihr ihn täglich sucht, werdet ihr ihn finden. Da er Sünden vergeben kann, ist er wahrhaftig für alle Menschen sehr kostbar. Denkt stets daran, dass Gott den Menschen nicht für das belohnt, was er tut, sondern für das, was er ist. Deshalb solltet ihr euren Mitmenschen ohne Gedanken an Belohnung helfen. Tut Gutes, ohne an einen Gewinn für euch selber zu denken.
(1452.4) 131:8.6 Diejenigen, welche die Gesetze des Ewigen kennen, sind weise. Die Unkenntnis des göttlichen Gesetzes bedeutet Elend und Unglück. Wer Gottes Gesetze kennt, ist vorurteilslos. Wenn ihr den Ewigen kennt, wird eure Seele im Dienste des Geistes weiterleben, wenngleich euer Körper zugrunde geht. Es zeugt von wahrer Weisheit, wenn ihr eure Unbedeutendheit erkennt. Wenn ihr im Licht des Ewigen lebt, werdet ihr euch der Erleuchtung des Höchsten erfreuen. Alle, die sich ganz dem Dienst des Höchsten widmen, sind in diesem Streben nach dem Ewigen von Freude erfüllt. Wenn der Mensch stirbt, beginnt der Geist, auf der langen großen Heimreise dahinzufliegen.“
(1452.5) 131:9.1 Selbst diejenige unter den großen Weltreligionen, die Gott am wenigsten wahrnahm, anerkannte den Monotheismus der Missionare Melchisedeks und ihrer beharrlichen Nachfolger. Ganids Zusammenfassung des Konfuzianismus beinhaltete Folgendes:
(1452.6) 131:9.2 Was der Himmel bestimmt, ist ohne Fehl. Die Wahrheit ist wirklich und göttlich. Alles hat seinen Ursprung im Himmel, und der Große Himmel begeht keine Irrtümer. Der Himmel hat zahlreiche untergeordnete Wesen dazu ausersehen, bei der Schulung und Hebung der geringeren Geschöpfe zu helfen. Groß, sehr groß ist der Eine Gott, der vom Himmel über die Menschen gebietet. Gott ist erhaben in seiner Macht und furchtbar in seinem Strafgericht. Aber dieser Große Gott hat sogar vielen tieferstehenden Menschen ein sittliches Gefühl verliehen. Die Großzügigkeit des Himmels hat kein Ende. Das Wohlwollen ist das erlesenste Geschenk des Himmels an die Menschen. Der Himmel hat der Seele des Menschen seine Würde geschenkt, und die menschlichen Tugenden sind die Früchte dieser Gabe der himmlischen Würde. Der Große Himmel sieht alles und begleitet den Menschen in seinem ganzen Tun. Und wir tun gut daran, den Großen Himmel unseren Vater und unsere Mutter zu nennen. Wenn wir unseren göttlichen Stammeltern also dienen, können wir vertrauensvoll zum Himmel beten. Zu jeder Zeit und in allem erfülle uns die Ehrfurcht vor der Erhabenheit des Himmels. O Gott, höchster und unumschränkter Herrscher, wir anerkennen, dass es in deinen Händen liegt zu richten, und dass alles Erbarmen aus dem göttlichen Herzen kommt.
(1453.1) 131:9.3 Gott ist bei uns; deshalb sind unsere Herzen ohne Furcht. Sollte in mir irgendwelche Tugend gefunden werden, dann ist sie Ausdruck des Himmels, der in mir wohnt. Aber dieser Himmel in mir stellt oft strenge Anforderungen an meinen Glauben. Da Gott bei mir ist, habe ich beschlossen, in meinem Herzen keinen Zweifel zu dulden. Der Glaube muss der Wahrheit der Dinge sehr nahe kommen, und ich verstehe nicht, wie ein Mensch ohne diesen guten Glauben leben kann. Das Gute und das Böse begegnen dem Menschen nicht ohne Grund. Der Himmel verfährt mit der Menschenseele im Einklang mit deren Zielsetzungen. Seid ihr im Unrecht, dann zögert nicht, euren Irrtum einzugestehen und eilends wieder gutzumachen.
(1453.2) 131:9.4 Ein weiser Mann ist mit der Wahrheitssuche beschäftigt, und nicht bloß mit seinem Lebensunterhalt. Das Ziel des Menschen ist, die Vollkommenheit des Himmels zu erreichen. Der höhere Mensch arbeitet an seiner eigenen Einstimmung, und er ist ohne Ängstlichkeit und Furcht. Gott ist bei dir; zweifle nicht daran in deinem Herzen. Jede gute Tat hat ihre Belohnung. Der höhere Mensch begehrt nicht gegen den Himmel auf und trägt den Menschen nichts nach. Tut anderen nicht an, was ihr nicht möchtet, dass man euch antue. Lasst Erbarmen an jeder Bestrafung teilhaben; sucht auf jede Weise, die Bestrafung zu einem Segen werden zu lassen. So handelt der Große Himmel. Zwar müssen alle Geschöpfe sterben und zur Erde zurückkehren, aber der Geist des Edlen geht weiter, um sich droben zu entfalten und hinaufzusteigen zum siegreichen Licht der endgültigen Klarheit.“
(1453.3) 131:10.1 Nach der mühsamen Arbeit an dieser Zusammenstellung der Lehren der Weltreligionen über den Vater im Paradies machte sich Ganid an die Aufgabe, das auszudrücken, was seines Erachtens die Zusammenfassung des Gottesglaubens darstellte, zu dem er durch Jesu Unterweisung gelangt war. Der junge Mann pflegte sich darauf als auf „unsere Religion“ zu beziehen. Dies waren seine Aufzeichnungen:
(1453.4) 131:10.2 „Der Herr unser Gott ist alleiniger Herr, und ihr solltet ihn mit eurem ganzen Verstand und aus ganzem Herzen lieben und zugleich nach Kräften danach streben, alle seine Kinder zu lieben wie euch selber. Dieser einzige Gott ist unser himmlischer Vater, in welchem alles Bestand hat, und der mit seinem Geist jede aufrichtige Menschenseele bewohnt. Und wir, die Kinder Gottes, sollten lernen, ihm als einem treuen Schöpfer unsere Seelen anzuvertrauen. Bei unserem himmlischen Vater sind alle Dinge möglich. Es kann nicht anders sein, da er ja der Schöpfer aller Dinge und aller Wesen ist. Obwohl wir Gott nicht zu sehen vermögen, können wir ihn doch kennen. Und wenn wir Tag für Tag nach dem Willen des Vaters im Himmel leben, können wir ihn unseren Mitmenschen kundtun.
(1453.5) 131:10.3 Der göttliche Reichtum des Wesens Gottes muss unendlich tief und ewig weise sein. Wir können Gott nicht durch Kenntnisse ausfindig machen, aber ihn in unseren Herzen durch persönliche Erfahrung kennen. Mag seine Gerechtigkeit unserem Forschen auch unzugänglich sein, so kann doch seine Barmherzigkeit vom einfachsten Erdenwesen empfangen werden. Der Vater erfüllt das Universum, und zugleich lebt er auch in unseren Herzen. Der Verstand des Menschen ist menschlich und sterblich, aber sein Geist ist göttlich und unsterblich. Gott ist nicht nur allmächtig, sondern auch allweise. Wenn schon unsere irdischen Eltern trotz ihrer Veranlagung zum Üblen wissen, wie sie ihre Kinder lieben und ihnen gute Dinge schenken können, um wieviel besser muss es dann der gute Vater im Himmel verstehen, seine Kinder auf Erden mit Weisheit zu lieben und ihnen angemessene Segnungen zuteil werden zu lassen.
(1454.1) 131:10.4 Der Vater im Himmel wird nicht dulden, dass ein einziges Kind auf Erden zugrunde geht, wenn dieses Kind den Wunsch hat, den Vater zu finden und sich aufrichtig danach sehnt, ihm zu gleichen. Unser Vater liebt sogar die Gottlosen und ist immer freundlich zu den Undankbaren. Wenn nur mehr Menschenwesen von Gottes Güte erfahren könnten, würden sie bestimmt veranlasst, ihr übles Tun zu bereuen und von aller bewussten Sünde abzulassen. Alles Gute steigt vom Vater des Lichts herab, in welchem es weder Veränderung noch eine Spur von Wechsel gibt. Der Geist des wahren Gottes ist im Herzen des Menschen. Er möchte, dass alle Menschen Brüder werden. Wenn es die Menschen nach Gott zu verlangen beginnt, ist es offensichtlich, dass Gott sie gefunden hat und dass es sie nach Wissen über ihn verlangt. Wir leben in Gott und Gott wohnt in uns.
(1454.2) 131:10.5 Ich will mich nicht länger mit dem Glauben zufrieden geben, dass Gott der Vater meines ganzen Volkes ist; ich will fortan glauben, dass er auch mein Vater ist. Ich will stets versuchen, Gott mit Hilfe des Geistes der Wahrheit anzubeten, der mein Helfer ist, wenn ich tatsächlich die Gotteserfahrung gemacht habe. Aber vor allem will ich mich in der Anbetung Gottes üben, indem ich lerne, wie ich Gottes Willen auf Erden ausführen kann; das will heißen, dass ich mein Bestes tun werde, um jeden meiner Mitmenschen genau so zu behandeln, wie nach meiner Vorstellung Gott wünschte, dass er behandelt würde. Und wenn wir auf Erden so leben, können wir von Gott vieles erbitten, und er wird uns den Herzenswunsch eingeben, wir möchten besser ausgerüstet sein, um unseren Mitmenschen zu helfen. Und all dieses liebevolle Dienen der Kinder Gottes vergrößert unsere Fähigkeit, die Freuden des Himmels zu empfangen und die hohe Befriedigung des Wirkens des himmlischen Geistes zu erfahren.
(1454.3) 131:10.6 Ich will Gott jeden Tag für seine unaussprechlichen Gaben danken; ich will ihn lobpreisen für seine wundervollen Werke an den Menschenkindern. Für mich ist er der Allmächtige, der Schöpfer, die Kraft und die Barmherzigkeit, aber mehr als alles andere ist er mein geistiger Vater, und als sein Erdenkind werde ich mich eines Tages aufmachen, um ihn zu sehen. Und mein Lehrer hat gesagt, dass ich ihm gleichen werde, wenn ich nur nach ihm suche. Durch meinen Glauben an Gott bin ich zum Frieden mit ihm gelangt. Diese unsere neue Religion ist voller Freude und erzeugt ein dauerhaftes Glück. Ich vertraue darauf, treu zu bleiben bis zum Tod, und dass mir die Krone des ewigen Lebens mit Sicherheit zufallen wird.
(1454.4) 131:10.7 Ich lerne, alles zu prüfen und mich nur mit dem Guten zu verbünden. Was auch immer ich wünschte, die Menschen täten es für mich, das werde ich für meine Mitmenschen tun. Ich weiß, dass der Mensch durch diesen neuen Glauben ein Sohn Gottes werden kann, aber es erfüllt mich manchmal mit Schrecken, wenn ich beim Gedanken verweile, dass alle Menschen meine Brüder sind; doch muss es wahr sein. Ich sehe nicht ein, wie ich mich der Vaterschaft Gottes erfreuen kann, solange ich mich weigere, die Bruderschaft der Menschen anzunehmen. Wer auch immer den Namen Gottes anruft, wird gerettet werden. Wenn das wahr ist, müssen alle Menschen meine Brüder sein.
(1454.5) 131:10.8 Von nun an will ich meine guten Werke im Verborgenen tun; ich werde auch meistens nur beten, wenn ich allein bin. Ich werde nicht urteilen, um gegen meine Mitmenschen nicht ungerecht zu sein. Ich werde nun meine Feinde lieben lernen; ich beherrsche diese Übung in der Gottähnlichkeit noch nicht wahrhaft. Obwohl ich Gott in diesen übrigen Religionen sehe, finde ich ihn doch in „unserer Religion“ schöner, liebender, barmherziger, persönlicher und positiver. Aber vor allem ist dieses große und glorreiche Wesen mein geistiger Vater; und ich bin sein Kind. Und durch nichts anderes als meinen aufrichtigen Wunsch, ihm zu gleichen, werde ich ihn schließlich finden und ihm ewig dienen. Endlich habe ich eine Religion mit einem Gott, einem wunderbaren Gott, und er ist ein Gott ewigen Heils.“