(693.1) 61:0.1 DIE Ära der Säugetiere reicht von der Entstehungszeit der eine Plazenta besitzenden Säuger bis zum Ende der Eiszeit und umfasst einen Zeitraum von etwas weniger als fünfzig Millionen Jahren.
(693.2) 61:0.2 Während dieses känozoischen Zeitalters bot die Landschaft der Erde einen reizvollen Anblick — wellige Hügel, weite Täler, breite Flüsse und riesige Wälder. In diesem Zeitraum tauchte die Landenge von Panama zweimal auf und unter, und dreimal tat die Landbrücke der Beringstrasse desgleichen. Es gab viele und mannigfaltige Tierarten. In den Bäumen wimmelte es von Vögeln, und die ganze Welt war ein Tierparadies, obwohl der unaufhörliche Kampf um Vorherrschaft unter den sich entwickelnden Tierarten weiterging.
(693.3) 61:0.3 Die Ablagerungen, die in den fünf Perioden der fünfzig Millionen Jahre dauernden Ära angehäuft wurden, enthalten die versteinerten Aufzeichnungen der aufeinander folgenden Säugerdynastien und führen uns in direkter Linie zu den Zeiten, als der Mensch selber auftrat.
(693.4) 61:1.1 Vor 50 000 000 Jahren lagen die Landgebiete der Welt allgemein über Wasser oder waren nur wenig untergetaucht. Die Formationen und Ablagerungen dieser Periode sind sowohl terrestrisch wie maritim, aber zur Hauptsache terrestrisch. Das Land hob sich im Laufe einer beträchtlichen Zeit ganz allmählich, wurde aber gleichzeitig ausgewaschen und in die Niederungen und Meere hinuntergespült.
(693.5) 61:1.2 Schon früh in dieser Periode erschien in Nordamerika plötzlich der eine Plazenta besitzende Typ von Säugetieren. Dieser stellte die bisher wichtigste evolutionäre Entwicklung überhaupt dar. Es hatte vorher Säugerordnungen ohne Plazenta gegeben, aber dieser neue Typus ging in direkter Linie und plötzlich aus einem noch früheren Reptilahnen hervor, dessen Nachkommen die Zeiten des Abstiegs der Dinosaurier heil überstanden hatten. Der Vater der Plazenta-Säugetiere war ein kleiner, höchst aktiver, fleischfressender und springender Dinosauriertyp.
(693.6) 61:1.3 Grundlegende Säugerinstinkte begannen sich in diesen primitiven Säugertypen zu manifestieren. Die Säuger besitzen allen anderen Formen tierischen Lebens gegenüber einen großen Überlebensvorteil dank ihrer Fähigkeit:
(693.7) 61:1.4 1. Relativ reife und gut entwickelte Nachkommen zu gebären.
(693.8) 61:1.5 2. Ihre Jungen liebevoll und aufmerksam zu füttern, aufzuziehen und zu beschützen.
(693.9) 61:1.6 3. Ihre überlegene Intelligenz zum Fortbestehen ihrer Art zu gebrauchen.
(693.10) 61:1.7 4. Ihre größere Beweglichkeit dazu zu verwenden, ihren Feinden zu entrinnen.
(693.11) 61:1.8 5. Bei der Angleichung und Anpassung an die Umwelt höhere Intelligenz einzusetzen.
(694.1) 61:1.9 Vor 45 000 000 Jahren wurden die Hauptgebirgszüge der Kontinente gehoben, während sich die Küstenregionen ganz allgemein senkten. Das Säugetierleben entwickelte sich rasch. Eine kleine reptilartige, eierlegende Säugerart gedieh, und die Ahnen der späteren Kängurus durchstreiften Australien. Bald gab es kleine Pferde, schnellfüßige Nashörner, Tapire mit Rüsseln, primitive Schweine, Eichhörnchen, Lemuren, Opossums und mehrere Stämme affenähnlicher Tiere. Sie waren alle klein und primitiv und bestens ausgerüstet, um in den Wäldern der Gebirgsregionen zu leben. Ein großer straußenähnlicher Vogel entwickelte sich bis zu einer Höhe von drei Metern und legte ein Ei von dreiundzwanzig mal dreiunddreißig Zentimetern. Er war der Vorläufer der späteren riesigen Passagiervögel, die überaus intelligent waren und einstmals menschliche Wesen durch die Lüfte trugen.
(694.2) 61:1.10 Die Säuger des frühen Känozoikums lebten auf dem Land, im Wasser, in der Luft und in den Baumkronen. Sie besaßen zwischen einem und elf Paar Milchdrüsen, und alle waren dicht behaart. Wie die später auftretenden Arten entwickelten sie zwei aufeinander folgende Bezahnungen und besaßen im Vergleich zu ihrer Körpergröße große Gehirne. Aber es gab unter ihnen nicht eine einzige heutige Art.
(694.3) 61:1.11 Vor 40 000 000 Jahren begannen sich die Landregionen der nördlichen Hemisphäre zu heben, worauf neue bedeutende Ablagerungen und andere Erdaktivitäten folgten wie Lavaergüsse, Verformungen, Seebildungen und Erosion.
(694.4) 61:1.12 Während der zweiten Hälfte dieser Epoche war fast ganz Europa überschwemmt. Nach einer geringen Landhebung wurde der Kontinent von Seen und Buchten übersät. Durch die Uralsenke floss der Arktische Ozean nach Süden und verband sich mit dem Mittelmeer, das sich damals nach Norden ausdehnte, wobei die Hochländer der Alpen, Karpaten, Apenninen und Pyrenäen als Meeresinseln aus dem Wasser herausragten. Die Landenge von Panama lag über dem Wasser; Atlantischer und Pazifischer Ozean waren voneinander getrennt. Nordamerika war mit Asien durch die Landbrücke der Beringstrasse und mit Europa durch Grönland und Island verbunden. Der Landzusammenhang in den nördlichen Breiten der Erde wurde nur durch die Uralmeerenge unterbrochen, die die arktischen Meere mit dem größer gewordenen Mittelmeer verband.
(694.5) 61:1.13 In den europäischen Gewässern wurden beträchtliche Mengen von Foraminiferen-Kalkstein abgelagert. Heute befindet sich derselbe Stein in den Alpen auf 3 000 Meter Höhe, im Himalaja auf 5 000 und in Tibet auf 6 000 Meter Höhe. Die Kreideablagerungen dieser Periode findet man entlang den Küsten Afrikas und Australiens, an der Westküste Südamerikas und in Westindien.
(694.6) 61:1.14 Während dieser ganzen so genannten Eozän periode setzte sich die Evolution der Säugetiere und anderer verwandter Lebensformen fast ununterbrochen fort. Nordamerika war damals außer mit Australien mit jedem Kontinent verbunden, und allmählich wimmelte es auf der Welt von den verschiedenen Arten der primitiven Säugerfauna.
(694.7) 61:2.1 Diese Periode wurde durch eine weitere rasche Evolution der Plazenta-Säugetiere charakterisiert, denn in dieser Zeit entwickelten sich die fortgeschritteneren Formen des Säugerlebens.
(694.8) 61:2.2 Obwohl die frühen Plazenta-Säugetiere von fleischfressenden Ahnen abstammten, entwickelten sich sehr rasch Pflanzen fressende Zweige, und es dauerte nicht lange, ehe auch Allesfresser-Säugerfamilien auftraten. Die Angiospermen waren die hauptsächliche Nahrung der sich rasch vermehrenden Säugetiere, denn die heutige Erdflora einschließlich der meisten jetzigen Pflanzen und Bäume war schon während früherer Perioden erschienen.
(695.1) 61:2.3 Vor 35 000 000 Jahren beginnt das Zeitalter der Weltbeherrschung durch die Plazenta-Säugetiere. Die südliche Landbrücke war sehr breit und verband den damals riesigen antarktischen Kontinent mit Südamerika, Südafrika und Australien. Trotz der Ballung von Land in hohen Breiten blieb das Erdklima wegen der enormen Vergrößerung der tropischen Meere relativ mild, und das Land lag nicht hoch genug, um Gletscher zu bilden. In Grönland und Island kam es zu ausgedehnten Lavaaustritten, wobei zwischen deren Schichten einige Kohle abgelagert wurde.
(695.2) 61:2.4 In der Fauna des Planeten geschahen bedeutende Veränderungen. Ein großer Umbruch vollzog sich im Meeresleben; die meisten der heutigen Meerestierordnungen existierten schon, und die Foraminiferen spielten weiterhin eine wichtige Rolle. Das Insektenleben glich ziemlich demjenigen der vorangehenden Ära. Die Fossilienlager von Florissant in Colorado gehören den späteren Jahren dieser fernen Zeiten an. Die meisten der heute lebenden Insektenfamilien gehen auf diese Periode zurück, aber viele der damals existierenden sind jetzt ausgestorben, wenn uns auch ihre Fossilien bleiben.
(695.3) 61:2.5 Auf dem Festland war es vor allem ein Zeitalter der Erneuerung und Weiterverbreitung der Säugetiere. Von den früheren, primitiveren Säugern waren über hundert Arten ausgestorben, bevor diese Periode zu Ende ging. Auch die Säuger mit großem Wuchs und kleinem Hirn verschwanden bald. Intelligenz und Beweglichkeit waren im fortschreitenden tierischen Überlebenskampf an die Stelle von Bewaffnung und Körpergröße getreten. Und während die Familie der Dinosaurier im Niedergang begriffen war, wurden die Säugetiere langsam zu Herren der Erde und rotteten den Rest ihrer Reptilien-Vorfahren rasch und vollständig aus.
(695.4) 61:2.6 Zeitgleich mit dem Verschwinden der Dinosaurier vollzogen sich in den verschiedenen Zweigen der Saurierfamilie andere tiefgreifende Veränderungen. Die überlebenden Angehörigen der frühen Reptilienfamilie sind Schildkröten, Schlangen, Krokodile und der altehrwürdige Frosch. Diese Gruppe stellt alles dar, was von den früheren Vorfahren des Menschen übriggeblieben ist.
(695.5) 61:2.7 Viele Säugergruppen gingen auf ein einziges, jetzt ausgestorbenes Tier zurück. Dieses fleischfressende Geschöpf war so etwas wie eine Kreuzung zwischen einer Katze und einer Robbe; es konnte auf dem Land oder im Wasser leben und war hochintelligent und sehr aktiv. In Europa entwickelten sich die Vorläufer der Hundefamilie, aus denen bald viele kleine Hundearten hervorgingen. Um dieselbe Zeit erschienen die Nager, unter ihnen die Biber, Eichhörnchen, Ziesel, Mäuse und Kaninchen, und sie wurden bald zu einer wichtigen Form des Lebens. Es hat sich seither an dieser Familie kaum etwas geändert. Die späteren Ablagerungen dieser Periode enthalten die fossilen Überreste von Hund, Katze, Waschbär und Wiesel in einer Vorläuferform.
(695.6) 61:2.8 Vor 30 000 000 Jahren begannen die modernen Säugertypen aufzutreten. Bislang hatten die Säuger in ihrer Mehrzahl in den Bergen gelebt, da sie den montanen Arten angehörten; plötzlich setzte die Entwicklung des behuften Flachlandtyps, der grasenden Gattung, ein im Unterschied zu den Klauen besitzenden Fleischfressern. Diese Grasfresser stammten von einem undifferenzierten Ahnen ab, der fünf Zehen und vierundvierzig Zähne besaß und noch vor Ende des Zeitalters ausstarb. Die Zehenentwicklung ging während dieser Periode nicht über drei hinaus.
(695.7) 61:2.9 Das Pferd, ein hervorragendes Evolutionsbeispiel, lebte in diesen Zeiten sowohl in Nordamerika als auch in Europa, obwohl es sich erst in der späteren Eiszeit voll entwickelte. Die Familie der Nashörner trat am Ende dieser Periode auf, erfuhr ihre größte Verbreitung aber erst später. Auch ein kleines, schweineähnliches Geschöpf entwickelte sich, das zum Ahnen der vielen Arten von Schweinen, Bisamschweinen und Flusspferden wurde. Kamele und Lamas hatten ihren Ursprung um die Mitte dieser Periode in Nordamerika und nahmen die Prärien des Westens in Besitz. Später wanderten Lamas nach Südamerika und Kamele nach Europa aus, und bald erloschen sie beide in Nordamerika, wo indessen einige Kamele bis in die Eiszeit hinein überlebten.
(696.1) 61:2.10 Um diese Zeit ereignete sich im Westen Nordamerikas etwas Bemerkenswertes: Die frühen Vorläufer der alten Lemuren erschienen. Obwohl man diese Familie nicht als echte Lemuren betrachten kann, bedeutet doch ihr Kommen den Beginn der Linie, welcher später die richtigen Lemuren entsprangen.
(696.2) 61:2.11 Gleich den Landschlangen eines früheren Zeitalters, die sich in die Meere zurückgeflüchtet hatten, verließ jetzt ein ganzer Stamm von Plazenta-Säugern das Land und nahm in den Ozeanen Wohnung. Und sie sind seither immer im Meer geblieben, wo aus ihnen die heutigen Wale, Delphine, Tümmler, Robben und Seelöwen geworden sind.
(696.3) 61:2.12 Die Entwicklung des Vogellebens des Planeten setzte sich fort, aber es gab nur wenige wichtige evolutionäre Veränderungen. Die Mehrzahl der jetzigen Vogelarten existierte bereits, unter ihnen Möven, Reiher, Flamingos, Bussarde, Falken, Adler, Eulen, Wachteln und Strauße.
(696.4) 61:2.13 Am Ende dieser Periode des Oligozäns, die zehn Millionen Jahre dauerte, hatten sich Pflanzenleben wie marines Leben und Landtiere sehr stark entwickelt, und sie existierten auf der Erde nahezu so wie heute. Seither ist zwar eine beträchtliche Spezialisierung eingetreten, aber die meisten Lebewesen gab es damals bereits in ihrer Ahnenform.
(696.5) 61:3.1 Landhebung und Trennung der Meere veränderten allmählich das Wetter der Erde, das sich schrittweise abkühlte, aber das Klima blieb immer noch mild. In Grönland gediehen Sequoien und Magnolien, aber die subtropischen Pflanzen begannen, nach Süden abzuwandern. Bis zum Ende dieser Periode waren die Pflanzen und Bäume warmer Landstriche weitgehend aus den nördlichen Breiten verschwunden, und an ihre Stelle waren widerstandsfähigere Pflanzen und die laubabwerfenden Bäume getreten.
(696.6) 61:3.2 Es gab einen großen Zuwachs an verschiedenen Grassorten, und die Zähne vieler Säugetierarten veränderten sich allmählich zum heutigen Grasfressertyp hin.
(696.7) 61:3.3 Vor 25 000 000 Jahren folgte auf die lange Epoche der Landhebung eine leichte Landsenkung. Die Rocky Mountains blieben hoch erhoben, so dass die Ablagerung von Erosionsmaterial überall im östlich gelegenen Tiefland weiterging. Die Sierras hatten sich wieder erhoben; tatsächlich haben sie seither nicht aufgehört, sich weiter zu heben. Die große vertikale, sechseinhalb Kilometer hohe Verwerfung der kalifornischen Region stammt aus dieser Zeit.
(696.8) 61:3.4 Vor 20 000 000 Jahren herrschte das goldene Zeitalter der Säugetiere. Die Landbrücke der Beringstraße lag über Wasser, und viele Tiergruppen wanderten von Asien nach Nordamerika, unter ihnen mit vier Stoßzähnen bewaffnete Mastodonten, kurzbeinige Nashörner und viele Arten der Katzenfamilie.
(696.9) 61:3.5 Der erste Hirsch erschien, und bald bevölkerten große Scharen von Wiederkäuern Nordamerika — Hirsche, Ochsen, Kamele, Büffel und mehrere Nashornarten — aber die fast zwei Meter hohen Riesenschweine starben aus.
(697.1) 61:3.6 Die Riesenelefanten dieser und folgender Perioden besaßen sowohl große Gehirne als auch große Körper, und sie überrollten bald die ganze Erde außer Australien. Diesmal wurde die Welt von einem Riesentier beherrscht, dessen Hirn groß genug war, um ihm das Fortbestehen zu erlauben. In der Auseinandersetzung mit dem hochintelligenten Leben dieser Zeitalter hätte kein Tier von der Größe eines Elefanten überleben können, wenn es nicht ein großes Gehirn höherer Qualität besessen hätte. An Intelligenz und Anpassungsfähigkeit reicht nur das Pferd an den Elefanten heran, und dieser wird nur vom Menschen selber übertroffen. Aber auch so haben von den zu Beginn dieser Periode existierenden fünfzig Elefantenarten nur ganze zwei überlebt.
(697.2) 61:3.7 Vor 15 000 000 Jahren hob sich die Gebirgsregion Eurasiens, und es gab in all diesen Gegenden etliche Vulkanaktivität, aber nichts, was sich mit den Lavafluten der westlichen Hemisphäre vergleichen ließe. Diese unbeständigen Bedingungen herrschten auf der ganzen Welt.
(697.3) 61:3.8 Die Meerenge von Gibraltar schloss sich, und Spanien wurde durch die alte Landbrücke wieder mit Afrika verbunden, aber das Mittelmeer ergoss sich durch einen engen Kanal, der Frankreich durchquerte, in den Atlantik. Aus diesem alten Meer ragten die Bergspitzen und Hochländer als Inseln heraus. Später begannen sich diese europäischen Meere zurückzuziehen. Noch später verband sich das Mittelmeer mit dem Indischen Ozean, während am Ende dieser Periode die Suezregion angehoben wurde, so dass das Mittelmeer eine Zeitlang zu einem Binnensalzmeer wurde.
(697.4) 61:3.9 Die isländische Landbrücke tauchte unter, und die arktischen Wasser vermischten sich mit denen des Atlantischen Ozeans. Die atlantische Küste Nordamerikas kühlte sich rasch ab, aber die pazifische Küste blieb wärmer als heute. Die großen Ozeanströme verhielten und wirkten sich ungefähr wie heute auf das Klima aus.
(697.5) 61:3.10 Die Entwicklung des Säugetierlebens nahm ihren Fortgang. In den Ebenen des nordamerikanischen Westens gesellten sich zu den Kamelen unübersehbare Pferdeherden; es war wirklich das Zeitalter der Pferde und der Elefanten. Die tierische Qualität des Rosshirns kommt derjenigen des Elefantenhirns am nächsten, aber in einer Hinsicht steht es entschieden tiefer, denn das Pferd überwand nie ganz seinen tiefsitzenden Hang zur Flucht, sobald es erschreckt wurde. Dem Pferd fehlt die emotionale Kontrolle, während der Elefant stark behindert wird durch seine Größe und seinen Mangel an Beweglichkeit. In diesem Zeitabschnitt entwickelte sich ein Tier, das in sich Züge des Elefanten und des Pferdes vereinigte, aber durch die rasch wachsende Familie der Katzen bald ausgerottet wurde.
(697.6) 61:3.11 Jetzt, da Urantia in das so genannte „pferdelose Zeitalter“ eintritt, solltet ihr innehalten und darüber nachsinnen, was dieses Tier für eure Vorfahren bedeutete. Die Menschen benutzten die Pferde zuerst als Nahrung, dann als Fortbewegungsmittel und später in der Landwirtschaft und im Krieg. Das Pferd hat der Menschheit lange gedient, und es hat in der Entwicklung der menschlichen Zivilisation eine wichtige Rolle gespielt.
(697.7) 61:3.12 Die biologischen Entwicklungen dieser Periode trugen viel zur Schaffung der Voraussetzungen für das spätere Erscheinen des Menschen bei. In Zentralasien entwickelten sich die Typen des echten primitiven Affen und des Gorilla, die einen gemeinsamen, jetzt ausgestorbenen Vorfahren hatten. Aber weder die eine noch die andere Art hat das Geringste mit der Linie von Lebewesen zu tun, die später zu den Ahnen der menschlichen Rasse werden sollten.
(697.8) 61:3.13 Die Familie der Hunde war durch mehrere Gruppen vertreten, insbesondere durch Wölfe und Füchse; der Stamm der Katzen durch Panther und große, mit säbelartigen Zähnen versehene Tiger, die sich zuerst in Nordamerika entwickelten. Die Zahl der modernen Katzen- und Hundefamilien nahm auf der ganzen Erde zu. Wiesel, Marder, Otter und Waschbären gediehen und entwickelten sich überall in den nördlichen Breiten.
(698.1) 61:3.14 Die Vögel entwickelten sich weiter, obwohl bei ihnen keine auffallenden Veränderungen eintraten. Die Reptilien — Schlangen, Krokodile und Schildkröten — glichen den heutigen Arten.
(698.2) 61:3.15 So neigte sich eine sehr ereignisreiche und interessante Periode der Erdgeschichte ihrem Ende zu. Das Zeitalter des Elefanten und Pferdes wird als Miozän bezeichnet.
(698.3) 61:4.1 Dies ist die Periode der voreiszeitlichen Landhebung in Nordamerika, Europa und Asien. Die Landtopographie veränderte sich sehr stark. Bergketten wurden geboren, Ströme änderten ihren Lauf, und auf der ganzen Welt brachen vereinzelte Vulkane aus.
(698.4) 61:4.2 Vor 10000000 Jahren begann ein Zeitalter mit weit verbreiteten örtlichen Ablagerungen auf das Tiefland der Kontinente, aber die meisten dieser Sedimente wurden später wieder abgetragen. Ein großes Gebiet Europas lag zu dieser Zeit immer noch unter Wasser, einschließlich von Teilen Englands, Belgiens und Frankreichs, und das Mittelmeer bedeckte einen großen Teil Nordafrikas. In Nordamerika sammelten sich an Bergfüßen, in Seen und in den großen Landmulden ausgedehnte Ablagerungen an. Diese sind im Mittel nur etwa sechzig Meter dick, stärker oder schwächer gefärbt und enthalten selten Fossilien. Zwei große Süßwasserseen existierten im westlichen Nordamerika. Die Sierras hoben sich; Shasta, Hood und Rainier begannen mit ihrem Werdegang von Bergen. Aber erst im folgenden Eiszeitalter fing Nordamerika an, auf die atlantische Senke zuzurutschen.
(698.5) 61:4.3 Für kurze Zeit hingen mit Ausnahme Australiens wieder alle Landgebiete der Erde zusammen, und die letzte große weltweite Tierwanderung setzte ein. Nordamerika war mit Südamerika und Asien verbunden, und im Tierleben gab es freien Austausch. Asiatische Faultiere, Gürteltiere, Antilopen und Bären drangen in Nordamerika ein, während nord-amerikanische Kamele nach China gingen. Nashörner durchwanderten die ganze Welt mit Ausnahme Australiens und Südamerikas, aber sie waren in der westlichen Hemisphäre am Ende dieser Periode ausgestorben.
(698.6) 61:4.4 Im Allgemeinen entwickelte sich das Leben der vorangegangenen Periode weiter und breitete sich aus. Die Familie der Katzen beherrschte das Tierleben, und das marine Leben erfuhr fast einen Stillstand. Viele Pferdearten hatten immer noch drei Zehen, aber die heutigen Typen waren im Kommen. Lamas und giraffenartige Kamele weideten neben den Pferden auf den grasbewachsenen Ebenen. In Afrika erschien die Giraffe, und sie hatte damals schon einen ebenso langen Hals wie heute. In Südamerika entwickelten sich Faultiere, Gürteltiere, Ameisenfresser und der südamerikanische Typ primitiver Affen. Bevor sich die Kontinente schließlich voneinander trennten, zogen die Mastodonten, jene wuchtigen Tiere, überallhin außer nach Australien.
(698.7) 61:4.5 Vor 5000000 Jahren entwickelte sich das Pferd zu seiner heutigen Gestalt und wanderte von Nordamerika in die ganze Welt hinaus. Aber es war auf dem Kontinent seines Ursprungs längst ausgestorben, als die roten Menschen dort ankamen.
(698.8) 61:4.6 Das Klima kühlte sich allmählich ab; langsam bewegten sich die Landpflanzen südwärts. Zuerst war es die zunehmende Kälte im Norden, die den Tierwanderungen über die nördlichen Landengen ein Ende setzte; später versanken diese nordamerikanischen Landbrücken. Bald danach tauchte auch die Landverbindung zwischen Afrika und Südamerika endgültig unter, und die westliche Hemisphäre fand sich isoliert, so ziemlich wie heute. Von diesem Zeitpunkt an begannen sich in der östlichen und in der westlichen Hemisphäre verschiedene Lebenstypen zu entwickeln.
(699.1) 61:4.7 Und so nähert sich diese Periode, die fast zehn Millionen Jahre gedauert hat, ihrem Ende, und noch ist der Urahn des Menschen nicht erschienen. Dies ist die gewöhnlich als Pliozän bezeichnete Zeit.
(699.2) 61:5.1 Am Ende der vorangehenden Periode lag das Land in weiten Gegenden des nordöstlichen Nordamerikas und Nordeuropas sehr hoch. In Nordamerika erhoben sich ausgedehnte Gebiete bis zu 9 000 Metern und mehr. In diesen nördlichen Regionen hatte zuvor ein mildes Klima geherrscht. Alles arktische Wasser lag offen und konnte verdunsten, und es blieb weiterhin fast bis ans Ende der Eiszeit eisfrei.
(699.3) 61:5.2 Gleichzeitig mit diesen Landhebungen verlagerten sich die ozeanischen Strömungen, und die jahreszeitlichen Winde änderten ihre Richtung. Diese Bedingungen führten schließlich über den nördlichen Hochländern zu einem fast ununterbrochenen Feuchtigkeitsniederschlag durch die Bewegung der stark gesättigten Atmosphäre. Schnee begann auf diese hohen und deshalb kühlen Regionen zu fallen, und er fiel weiter, bis er eine Dicke von 6 000 Metern erreicht hatte. Die Gebiete, in denen der Schnee am tiefsten lag, und die Höhe bestimmten die zentralen Ausgangspunkte für das unter dem Eisdruck entstehende Fließen. Und die Eiszeit dauerte so lange, wie dieser außerordentlich starke Niederschlag fortfuhr, die nördlichen Hochländer mit einem gewaltigen Schneemantel zuzudecken, der sich bald in festes, aber kriechendes Eis verwandelte.
(699.4) 61:5.3 Die großen Eisdecken dieser Periode lagen alle auf Hochländern und nicht in Gebirgsgegenden, wo man sie heute antrifft. Die Hälfte des Gletschereises befand sich in Nordamerika, ein Viertel in Eurasien und ein Viertel anderswo, hauptsächlich in der Antarktis. Afrika blieb vom Eis ziemlich verschont, aber Australien war fast ganz von der antarktischen Eisdecke bedeckt.
(699.5) 61:5.4 Die nördlichen Regionen dieser Welt haben sechs einzelne, verschiedene Gletscherinvasio-nen erlebt, obwohl es im Zusammenhang mit der Aktivität jeder einzelnen Eisdecke Dutzende von Vormärschen und Rückziehern gab. Das Eis Nordamerikas sammelte sich in zwei, später drei Zentren an. Grönland war zugedeckt und Island lag unter dem Gletscherstrom völlig begraben. In Europa bedeckte das Eis zu verschiedenen Zeiten die britischen Inseln mit Ausnahme der Küste Südenglands, und es überzog Westeuropa bis nach Frankreich hinein.
(699.6) 61:5.5 Vor 2 000 000 Jahren begann der erste nordamerikanische Gletscher seinen Vormarsch nach Süden. Die Eiszeit fing nun an, und dieser Gletscher brauchte für seinen Vormarsch von den nördlichen Druckzentren und für den Rückzug zu seinem Ausgangspunkt nahezu eine Million Jahre. Die zentrale Eisdecke reichte südwärts bis nach Kansas; das östliche und westliche Eiszentrum waren damals weniger ausgedehnt.
(699.7) 61:5.6 Vor 1 500 000 Jahren zog sich der erste große Gletscher nach Norden zurück. In der Zwischenzeit waren enorme Schneemengen auf Grönland und den nordöstlichen Teil Nordamerikas gefallen, und bald begann diese östliche Eismasse nach Süden zu fließen. Das war die zweite Gletscherinvasion.
(699.8) 61:5.7 Diese beiden ersten Eiseinbrüche waren in Eurasien nicht so ausgedehnt. Während dieser ersten Epochen der Eiszeit wimmelte es in Nordamerika von Mastodonten, wollenen Mammuten, Pferden, Kamelen, Hirschen, Moschusochsen, Büffeln, Boden-Faultieren, Riesenbibern, Tigern mit Säbelzähnen, elefantengroßen Faultieren und vielen Gruppen der Katzen- und Hundefamilien. Aber von dieser Zeit an nahm ihre Zahl infolge der zunehmenden Kälte der Gletscherzeit rasch ab. Gegen Ende der Eiszeit war die Mehrzahl dieser Tierarten in Nordamerika ausgestorben.
(700.1) 61:5.8 Außer Reichweite des Eises veränderte sich im Land- und Wasserleben der Welt nur wenig. Zwischen den Eisinvasionen war das Klima etwa so mild wie jetzt, vielleicht sogar etwas wärmer. Die Gletscher waren letztenendes lokale Phänomene, obwohl sie sich ausdehnten und riesige Gebiete zudeckten. Das Küstenklima veränderte sich sehr stark zwischen den Zeiten ruhender Gletscheraktivität und den Zeiten, da gewaltige Eisberge von der Küste von Maine in den Atlantik glitten, durch den Puget Sound in den Pazifik entwichen oder in die norwegischen Fjorde hinabdonnerten, der Nordsee entgegen.
(700.2) 61:6.1 Das große Ereignis dieser Gletscherperiode war die Evolution des primitiven Menschen. Etwas westlich von Indien, in einer Gegend, die sich jetzt unter Wasser befindet, und unter den Jungen von nach Asien ausgewanderten Vertretern der älteren nordamerikanischen Lemurentypen erschienen plötzlich die vormenschlichen Säuger. Diese kleinen Tiere gingen meist auf den Hinterbeinen, und sie besaßen gemessen an ihrer Körpergröße und im Vergleich mit den Hirnen anderer Tiere große Gehirne. In der siebzehnten Generation dieser Ordnung von Lebewesen differenzierte sich plötzlich eine neue und höher stehende Gruppe von Tieren heraus. Diese neuen zwischengeschalteten Säuger — sie waren fast zweimal so groß und hoch wie ihre Vorgänger und besaßen eine entsprechend gewachsene Intelligenz — hatten sich kaum im Leben eingerichtet, als plötzlich die Primaten, die dritte entscheidende Mutation, erschienen. (Genau zur selben Zeit ließ eine rückläufige Entwicklung im Stamm der zwischengeschalteten Säuger die Ahnen der Affen entstehen; und von diesem Tag an bis heute ist der menschliche Zweig durch ständige Evolution fortgeschritten, während die Affenstämme stehen geblieben sind oder sich tatsächlich rückentwickelt haben).
(700.3) 61:6.2 Vor 1 000 000 Jahren wurde Urantia als bewohnte Welt registriert. Eine Mutation im Stamm der fortschreitenden Primaten brachte plötzlich zwei primitive menschliche Wesen, die wahren Ahnen der Menschheit, hervor.
(700.4) 61:6.3 Dieses Ereignis fiel ungefähr mit dem Beginn des dritten Vorrückens der Gletscher zusammen; daraus kann ersehen werden, dass eure frühen Vorfahren in einer stimulierenden, kräftigenden und schwierigen Umwelt geboren und aufgezogen wurden. Und die einzigen Überlebenden dieser Ureinwohner Urantias, die Eskimos, ziehen es heute noch vor, in kalten nördlichen Klimas zu wohnen.
(700.5) 61:6.4 Es gab auf der westlichen Hemisphäre vor der zu Ende gehenden Eiszeit keine menschlichen Wesen. Aber während der Zwischeneiszeiten wanderten sie westwärts um das Mittelmeer herum und breiteten sich bald über den europäischen Kontinent aus. In den Höhlen Westeuropas kann man mit den Überresten tropischer und arktischer Tiere vermischte menschliche Knochen finden, was davon zeugt, dass der Mensch diese Gegenden in den späteren Epochen der vorrückenden und zurückweichenden Gletscher bewohnte.
(700.6) 61:7.1 Während der ganzen Gletscherzeit nahmen auch andere Aktivitäten ihren Fortgang, aber in den nördlichen Breiten stellt diejenige des Eises alle anderen Phänomene in den Schatten. Keine andere Aktivität der Erde hinterlässt in ihrer Topographie derart charakteristische Spuren. Die bezeichnenden erratischen Blöcke und Oberflächenbearbeitungen wie Gletschermühlen, Seen, versetzte Steine und zu Mehl zerriebener Fels findet man in Verbindung mit keinem anderen Naturphänomen. Das Eis ist auch verantwortlich für die Entstehung jener lieblichen Anhöhen oder Geländewellen, die man Drumlins nennt. Ein vorrückender Gletscher versetzt Flussläufe und verändert die ganze Erdoberfläche. Nur Gletscher hinterlassen so aussagekräftiges Geschiebe wie die Grund-, Seiten- und Endmoränen. Diese Geschiebe, insbesondere die Grundmoränen, erstrecken sich von der Ostküste Nordamerikas nach Norden und Westen und finden sich in Europa und Sibirien wieder.
(701.1) 61:7.2 Vor 750 000 Jahren hatte sich die vierte Eisdecke, eine Vereinigung des zentralen mit dem östlichen Eisfeld, schon weit nach Süden vorgeschoben; auf ihrem Höhepunkt reichte sie bis ins südliche Illinois, wobei sie den Mississippi um achtzig Kilometer nach Westen verschob, und im Osten erstreckte sie sich nach Süden bis zum Ohio River und ins zentrale Pennsylvanien.
(701.2) 61:7.3 In Asien stieß die sibirische Eisdecke weiter denn je nach Süden vor, und in Europa machte das vorrückende Eis erst vor der Gebirgsbarriere der Alpen Halt.
(701.3) 61:7.4 Vor 500 000 Jahren, während des fünften Gletschervormarsches, beschleunigte eine neue Entwicklung den Lauf der menschlichen Evolution. Plötzlich und in einer einzigen Generation gingen die sechs farbigen Rassen durch Mutation aus der menschlichen Urlinie hervor. Dies ist ein doppelt wichtiges Datum, weil es auch das Datum der Ankunft des Planetarischen Fürsten ist.
(701.4) 61:7.5 In Nordamerika setzte sich der wachsende fünfte Gletscher aus allen drei gemeinsam vorrückenden Eiszentren zusammen. Der östliche Lappen reichte indessen nur wenig über das St. Lorenztal hinab, und auch der westliche Eismantel stieß nicht weit nach Süden vor. Aber der zentrale Lappen bedeckte bei seinem Vordringen nach Süden fast den ganzen Staat Iowa. In Europa hatte diese Eisinvasion ein geringeres Ausmaß als die vorangegangene.
(701.5) 61:7.6 Vor 250 000 Jahren begann die sechste und letzte Vergletscherung. Und obwohl die nördlichen Hochländer leicht zu sinken begonnen hatten, war dies die Periode größter Schneeablagerung auf den nördlichen Eisfeldern.
(701.6) 61:7.7 Bei dieser Invasion verbündeten sich die drei großen Eisdecken zu einer einzigen gewaltigen Eismasse, und sämtliche Berge des Westens beteiligten sich an der Gletscheraktivität. Dies war die größte aller Eisinvasionen Nordamerikas; das Eis wanderte von seinen Druckzentren aus über zweitausendvierhundert Kilometer weit nach Süden, und Nordamerika erlebte seine tiefsten Temperaturen.
(701.7) 61:7.8 Während vor 200 000 Jahren der letzte Gletscher vorrückte, spielte sich eine Episode ab, die mit dem Lauf der Dinge auf Urantia viel zu tun hatte — die Rebellion Luzifers.
(701.8) 61:7.9 Vor 150 000 Jahren erreichte der sechste und letzte Gletscher seine südlichsten Punkte. Die westliche Eisdecke überschritt knapp die kanadische Grenze, die zentrale reichte nach Kansas, Missouri und Illinois hinab, und die östliche Decke bedeckte den größeren Teil von Pennsylvanien und Ohio.
(701.9) 61:7.10 Dies ist der Gletscher, der jene vielen Zungen oder Lappen ausstreckte, welche die heutigen großen und kleinen Seen gestalteten. Bei seinem Rückzug entstand das nordamerikanische System der Großen Seen. Und die Geologen Urantias haben sehr exakt auf die verschiedenen Stadien dieser Entwicklung geschlossen und haben sehr richtig vermutet, dass sich diese Gewässer sukzessive zuerst in das Mississippital entleerten, dann östlich in das Hudsontal und schließlich über den nördlichen Weg in den St. Lorenzstrom. Es ist siebenunddreißigtausend Jahre her, dass das System der untereinander verbundenen Großen Seen begann, über die heutige Niagararoute abzufließen.
(702.1) 61:7.11 Während der letzte Gletscher vor 100 000 Jahren auf dem Rückzug war, begannen sich die gewaltigen Polareisdecken zu bilden, und das Zentrum des angehäuften Eises verschob sich beträchtlich nach Norden. Und solange die Polarregionen mit Eis bedeckt bleiben, gibt es kaum eine Möglichkeit für das Entstehen einer neuen Eiszeit, ganz gleichgültig, ob es in Zukunft zu Landhebungen oder Veränderungen der Ozeanströmungen kommt.
(702.2) 61:7.12 Dieser letzte Gletscher war hunderttausend Jahre lang im Vormarsch, und er benötigte ebenso viel Zeit für seinen Rückzug nach Norden. Die gemäßigten Regionen sind seit etwas mehr als fünfzigtausend Jahren eisfrei.
(702.3) 61:7.13 Die Härten der Gletscherzeit vernichteten viele Arten und veränderten zahlreiche andere radikal. Unter vielen von ihnen verursachten die wegen des Kommens und Gehens des Eises nötig werdenden Hin- und Rückwanderungen ein böses Aussieben. Die Tiere, welche die Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen der Gletscher auf dem Lande mitmachten, waren Bären, Büffel, Rene, Moschusochsen, Mammute und Mastodonten.
(702.4) 61:7.14 Das Mammut suchte die offenen Prärien auf, wohingegen der Mastodont die geschützten Ränder der Waldgebiete bevorzugte. Noch bis zu einem späten Datum konnte man das Mammut von Mexiko bis Kanada antreffen; seine sibirische Art war mit Wolle bedeckt. Die Mastodonten überdauerten in Nordamerika, bis der rote Mann sie ausrottete, so wie der weiße Mann später die Büffel abschlachtete.
(702.5) 61:7.15 In Nordamerika starben während der letzten Gletscherzeit die Pferde, Tapire, Lamas und die Tiger mit Säbelzähnen aus. An ihre Stelle traten Faultiere, Gürteltiere und Wasserschweine, die von Südamerika heraufgekommen waren.
(702.6) 61:7.16 Die durch den Vormarsch des Eises erzwungene Wanderung des Lebens führte im Pflanzen- und Tierreich zu einer außerordentlichen Durchmischung, und als der letzte Gletscher seinen Rückzug antrat, blieben viele arktische Pflanzen- und Tierarten als Strandgut hoch oben auf bestimmten Berggipfeln zurück, wohin sie sich geflüchtet hatten, um der Vernichtung durch den Gletscher zu entgehen. Und so kann man heute diese umgesiedelten Pflanzen und Tiere hoch oben in den Alpen Europas und sogar auf den Appalachen Nordamerikas antreffen.
(702.7) 61:7.17 Die Eiszeit ist die letzte abgeschlossene geologische Periode, das mehr als zwei Millionen Jahre dauernde so genannte Pleistozän.
(702.8) 61:7.18 Vor 35 000 Jahren ging die große Eiszeit des Planeten mit Ausnahme der Polarregionen zu Ende. Dieses Datum ist auch deshalb bedeutungsvoll, weil es ungefähr mit der Ankunft eines Materiellen Sohnes und einer Materiellen Tochter und mit dem Beginn der Adamischen Dispensation zusammenfällt und ungefähr dem Anfang des Holozäns, der Nacheiszeit, entspricht.
(702.9) 61:7.19 Dieser Bericht, der vom Erscheinen des Säugerlebens bis zum Abzug des Eises und bis in geschichtliche Zeiten hinein reicht, deckt eine Zeitspanne von fast fünfzig Millionen Jahren. Das ist die letzte — die laufende — geologische Periode, die eure Forscher als Känozoikum oder Ära der jüngsten Vergangenheit kennen.
(702.10) 61:7.20 [Dargeboten von einem ortsansässigen Lebensbringer.]